kapelle


Gründungsmythos der Benninger Riedkapelle

Benningen vor ca. 800 Jahren
Hostie unter dem Mühlstein

Wo heute die Mauern der Riedkapelle stehen befand sich vor 800 Jahren eine Mühle, die vom Wasser des Riedbaches angetrieben wurde. Die meisten Bauern ließen ihr Korn aber nicht hier mahlen, sondern in einer zweiten Mühle, die ca. 500 m weiter nördlich stand. Das ärgerte den benachteiligten Müller fürchterlich. Neidisch auf seinen Konkurrenten „suchte er heimlich Fallstricke, um ihn zu verderben“. Am Gründonnerstag soll er bei der Kommunion „den verehrungswürdigen Leib Christi“ aus dem Mund genommen und in ein Leintuch eingewickelt haben. Nach Einbruch der Nacht schlich er sich in die Mühle des Rivalen und legte die Hostie unter das Mühlrad in der Hoffnung, mit dieser Schändung „werde dem anderen Müller alles Mögliche zustoßen“. Ein Jahr verging und nichts passierte. Erneut schlich sich der Müller in die Mühle und legte die Hostie diesmal unter den Mühlstein. In diesem Moment „hörte man sogleich im ganzen Hause Lärm und Stimmen folgender Art: Hier werde ich, das höchste Gut zermahlt“. Die Leute aus dem Dorf liefen wegen des Lärms zusammen. Als der Dorfpfarrer die Hostie auf eine Korporale legte, „sah man Blut aus ihr über die Hände des Priesters in Strömen herabfließen“

Der Klerus brachte die Wunderhostie schließlich in die St. Martin Kirche in Memmingen, wo über viele Jahre „sehr zahlreiche und staunenswerte Wunder“ geschahen: allein durch das Berühren der Hostie sollen Tote wiederauferstanden sein, etwa 1446 als die Tochter des Memminger Messerschmiedes in den Bach fiel und ertrank. Auch Kranke wurden von ihrem Leid befreit.
Dem bösen Müller soll es schlecht ergangen sein. „Zur Strafe für die Treulosigkeit aber verschlang die Erde die ganze Mühle samt dem Personal.“
Zum ewigen Gedenken an das Wunder wurde „nahe bei jenem Ort“ die Benninger Riedkapelle erbaut. Auftraggeber soll der 20. Abt von Ottobeuren, Konrad I., gewesen sein.

Führung durch Kapelle - Malereien von Johann Friedrich Sichelbein
Wundersage in Bildern

Im Inneren der Kapelle zeigen Malereien von Johann Friedrich Sichelbein Szenen der Legende. Auch auf den Bruderschaftsstangen bilden Bildtafeln Ereignisse der Benninger Wundergeschichte ab.
Quelle: Faszikel Lit. 19, lateinische, handschriftliche Fragmente der Ottobeurer Chronik in „Die Benninger Riedkapelle“, Karl Wunderer, 3. Auflage 1987, 1. Auflage 1925

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